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Chili Anbau – Erfahrungen Teil 2 – Samen und Keimung

Chili Anbau – Erfahrungen Teil 2

So – Was Chilis sind haben wir nun in Chili Anbau – Erfahrungen Teil 1 – Was sind eigentlich Chilis? geklärt
Wie geht’s weiter? Was brauch’ ich denn jetzt?

Ich brauche auch Samen – oder?!

Wäre hilfreich, außer du willst das ganze nur Imaginär durchziehen.
Es gibt etliche Saatguthändler, die ein großes Sortiment an Chili Samen innehaben. Manche Händler haben sich sogar gänzlich auf Chili Samen spezialisiert.
Ich habe seit Jahren eigentlich überwiegend 2 Samen Händler oder eben Saatgut durch zufällig aus Briefen gefallene Samen… *zwinker*
Die Samenhändler meines Vertrauens heißen Deaflora und Semillas.
Deaflora ist eine Gärtnerei aus Deutschland, genauer Brandenburg, die neben Chilis eine unglaubliche Auswahl an Samen und Pflanzen bietet. Ich bin immer sehr zufrieden mit Keimraten und Service.
Semillas ist ein bei Chili-Fans sehr bekannter Händler. Hier kommen die Samen aus Spanien, die Auswahl an Tomaten und Chili Sorten ist schier unglaublich und die Kontakte und der Service immer sehr angenehm.

Jetzt habe ich das Saatgut – und nun?

Damit aus den Samen vitale und ertragreiche Pflanzen werden, müssen diese erst mal zum Keimen gebracht.
Schaut man sich die Bedingungen an, die Chilis generell brauchen, damit aus dem Samen ein Keimling entsteht, sollte man Folgendes beachten:
Chilis sind Dunkelkeimer, heißt, sie brauchen im Gegensatz zu anderen Pflanzen, also “Lichtkeimern”, kein Licht, um sich zum Keimling zu entwickeln. Was die Sache durchaus einfacher gestaltet. Viele denken, der Begriff “Dunkelkeimer” bedeutet, dass Chilis nicht dem Licht ausgesetzt sein dürfen, wenn sie keimen – das ist Quatsch!
Die optimale Keimtemperatur sollte zwischen 25 und 30 Grad Celsius liegen und nicht zu sehr schwanken
Es gibt Sorten, welche innerhalb von 24 Stunden das Keimen beginnen, ebenfalls gibt es Sorten, die trotz eventuell nicht optimalen Bedingungen schnell keimen. Dann gibt es durchaus auch Sorten die schlecht oder nur sehr langsam keimen. Das liegt entweder an der Sorte selbst oder schlechtem, unreifen oder nicht mehr keimfähigem Saatgut. Nach meiner Erfahrung liegt die durchschnittliche Keimdauer bei 5-8 Tagen.

 

Oben hast du was von “Keimrate” gesagt, was soll das heißen?

Die Keimrate verrät sich selbst schon, denn es ist die Rate der erfolgreichen Keimungen der Samen.
Für die nicht Mathematiker oder die Jungs, der immer draußen zum Rauchen waren (schreibt euch nicht ab – ich war auch mal so 😉 ), ein Beispiel:
Ich versuche 100 Samen zum Keimen zu bringen – bei 95 erfolgt die Keimung. Die Keimrate liegt also ganz simpel bei 95 %.
Da es hier ja um meine Erfahrungen geht: Ich habe Keimraten zwischen 90 % und 98 % im Durchschnitt, obwohl ich auch schon Totalausfälle aus den oben genannten Gründen hatte.

Okay – jetzt kann es eeeeeendlich losgehen – auf!

Ähhhh Stopp! Schon wieder muss ich reingrätschen.
Jetzt muss geklärt werden, was man möchte. Sollen die Pflanzen nach den Eisheiligen nach draußen wandern? Oder möchtest du das gesamte Jahr Indoor anziehen? Genau genommen geht’s jetzt um den richtigen Zeitpunkt.
Ich gehöre zu den “Ich ziehe an und stelle raus, wenn es so weit ist”. Nun, man liest vieles über den optimalen Anzucht Beginn. Der eine sagte je früher, desto besser. Der andere zieht spät vor und ist trotzdem erfolgreich. Du siehst, die einzige Wahrheit wird es hier nicht geben.
Ich selbst habe früher im Dezember mit der Anzucht begonnen und hab gelernt: Der Platz wird eng, die Pflanzen werden zum Wachstumsstopp gezwungen, weil die Wurzeln irgendwann an die Grenzen der Töpfe stoßen. Anstatt zu denken “Okay – jetzt noch früher, weil dann gleicht sich das aus” habe ich später begonnen. Nämlich erst ende Januar/ Anfang Februar. Und wer mich kennt, kennt meine Ernten – es kann also nicht ganz so falsch sein.

Also wann fange ich denn jetzt an?!

Hier kommt es natürlich enorm auf die Sorte an. Manche Chilis benötigen eine Keimdauer, die schon mal überdurchschnittlich lang ist. Manche haben von Fruchtbildung bis Reife eine enorme Zeitspanne. Also hier wieder: → Was hab’ ich? Was will ich?
Was man definitiv weiß ist, dass die kürzesten Tage im Jahr nun mal in Winter liegen. Pflanzen brauchen Licht zum wachsen und gedeihen. Das Tageslicht, das ich im Dezember und Januar hab, reicht alleine nicht aus, um eine wirklich erfolgreiche und problemlose Anzucht zu gewährleisten.
Ich brauche also am besten Kunstlicht. Darauf gehen wir aber in Teil 3 ein, denn daraus kann man eine Wissenschaft für sich machen, bis man den optimalen Weg für die eigene Anzucht gefunden hat.
Zusammenfassend also: Bei mir beginnt die Anzucht Ende Januar mit den lang reifenden Sorten von C. Chinense und C. Baccatum. und endet im März mit den letzten, nachgelegten Rocotos (C. Pubescens). Da meine “Anzuchtstation” im dunklen Keller ist, nutze ich ebenfalls Kunstlicht. Dazu aber ebenfalls mehr in Teil 3 – ich will ja hier auch irgendwann mal fertig werden 😉

So, okay, das haben wir geklärt – Das Saatgut ist da und ich weiß, was ich will. Jetzt brauch’ ich Erde, nicht wahr?

Zu dieser Aussage ein ganz klares, deutliches und eindeutiges: Jein! 
Es gibt etliche Methoden, um eine erfolgreiche Keimung zu erreichen. Ich stelle folgend alle vor, die ich in den letzten Jahren versucht habe:

  • Klassisch – Anzucht in Erde:

Schöne Sache – so wie Mutter Natur es vorgesehen hat, nackte Saat auf jungfräuliche Erde. Nur bringt diese manches Mal ein paar kleine Problemchen mit, denn wir sind ja drin, nicht draußen.
Nachteil:
-Eventuell ungebetene Gäste wie Trauermücken
-Dreck (Denkt an den Haussegen!)
-Schlechte Qualitat (Übersalzen, Überdüngt etc.)

Vorteil:
-Bei bereits größeren Gefäßen erst späteres umtopfen oder pikieren
-In größeren Gefäßen kann man “Streusaat” ausbringen, also einfach darauf los werfen und später vereinzeln.

Im Endeffekt sollte man, wenn man zur Erde greift, zu Qualitätserde oder eben selbst hergestellter Anzuchterde tendieren. Aber selbst bei der qualitativ hochwertigsten Erde können, je nach Lagerung, schon Untermieter in der Erde leben. Deswegen wird bei mir die Erde, die zur Anzucht oder zum pikieren verwendet wird vorher sterilisiert. Um hier nicht den Rahmen zu sprengen – das Ganze habe ich hier schon mal beschrieben → Trauermücken
Der ein oder andere sammelt aber auch die Erde von Maulwurfshügeln zur Anzucht hab. Da ich solche Hobbys aber gerne anderen überlasse, kauf ich meist Torffreie Anzuchterde im Bau- oder Gartenmarkt. Der ein oder andere schwört auf Kokos Erde da ich da leider keine Erfahrungen habe, kann ich da auch wenig zu Berichten. Hierzu empfehle ich wie immer die Facebookgruppe: “Chili Anbau Ecke” 

  • Jiffys® und anderes Quell-Gedöns. 

Jaaaaa, die kleinen flachen Dinger, die mir dann im Wasser aufquellen. Es gibt die Marke “Jiffys®  oder simpel auch “(Torf)Quelltabs” von anderen Herstellern.
Gar keine schlechte Sache, aber wenn aus z.B. Torf nicht wirklich nachhaltig.
Ebenso sollte man darauf achten, beim späteren pikieren das “Netz” außen zu entfernen, da es schlecht verrottet und die Wurzelbildung behindern kann.
Ich habe sie nicht mehr in Verwendung, da sie bei mir auch tatsächlich eine Anfälligkeit auf Trauermücken hatten und sich andere Methoden für mich als praktikabler gezeigt haben. Alles in allem aber eine kompakte und gute Methode. 

  • Keimbeutel – fast schon futuristisch! 

Hört sich fast nach Schimmel-Zucht an. Ist es aber nicht.
Eine Platzsparende und sehr saubere Methode. Man nehme ein kleines Zipbeutelchen , ein Stück Küchenrolle, Wasser und Saatgut – Fertig ist die Axt, ehhhh der Keimbeutel.
Das ganze kann man nun an einem warmen Ort mit möglichst konstanten Temperaturen zum Keimen bringen. Die Keimlinge kann man später aus den Beutelchen nehmen und vorsichtig in Erde pflanzen. Nicht unbedingt was für Grobmotoriker 😉

  • Keimbox – Zweckentfremdung von Sortierkästen

Im Endeffekt ist dies die Keimbeutel Methode für ganz Faule (also mich!)
Nachdem ich mit Keimbeuteln so erfolgreich war, mir das ganze Gefrickel mit den Tütchen aber zu arbeitsaufwendig wurde, habe ich einfach eine Sortierbox  mit Deckel dafür hergenommen. Ihr wisst schon. Diese Kästen, die jeder im Haus hat und ungefähr 25683 unterschiedliche Schrauben und sonstiges Gedöns darin lagert.
Die einzelnen Fächer mit Küchenrolle ausgelegt, befeuchtet und die Samen aufgelegt.
Den Deckel kann man nummerieren und so einen Zettel zur Übersicht mit Nummern und den Sortennamen versehen. Für Faulpelze und halb-chaoten (also MICH!) optimal! Auch hier werden die Keimlinge später in Substrat gesetzt.
Wichtig ist immer nur: Nicht austrocknen lassen – nicht ertränken. Trocknet das Saatgut aus, kann es die Keimung verzögern oder ganz hindern. Stehen die Samen zu feucht, ist Schimmelbildung ein durchaus mögliches Problem.

Es gibt da diese gepressten Töpfe aus organischem Material, Erfahrungen damit?

Ja, durchaus. Ich finde sie relativ untauglich. Auch wenn sie verrotten sollen, so tun sie das nicht im ersten Jahr und vor allem merkt man,
dass sich gerade die jungen Wurzeln etwas schwertun durch die Wände hindurch zu kommen. Ebenfalls
waren sie mir beim Umsortieren zu instabil. Ich nutze sie nicht mehr.

 

Okay – ich hab’ eine Methode, die ich versuchen möchte, ich fange dann mal an … 

Sitz! Ich bin noch nicht fertig… Nicht dass es heißt “Der hat aber gesagt…” 😉
Unabhängig von der Methode sollte man sich jetzt ein kuschliges Eckchen suchen, denn Chili Samen mögen es zum Keimen warm!
Meine Beobachtung ist, je konstanter die Temperatur, desto schneller und zuverlässiger die Keimung.
Ich benutze hierfür eine Heizmatte mit Thermostat, welches bei 26.5 Grad aus- und bei 26 Grad wieder einschaltet. So halte ich die Temperatur konstant und relativ simpel auf einem Level.
Das heißt jetzt nicht, dass du unbedingt eine Heizmatte  brauchst, aber es ist eine angenehme Erleichterung, die die Keimrate durchaus positiv beeinflussen und bei schwierigen Keimern zum Erfolg führen kann.
Darauf gehe ich aber noch mal näher in Teil 3 ein. 


Ich habe da mal was von Einweichen gehört? Kamillentee, Salpeter, Wasser usw. machst du das auch?

Nein. Wie schon erwähnt, ich bin ein gemütlicher Typ und spare mir jeden für mich unnötigen Schritt.
Einweichen würde ich höchstens bei Chili Saatgut, welches schon älter ist und eventuell einen kleinen Schub braucht. Auch bei Sorten, die schon dafür bekannt sind, schlecht zu keimen. Generell verzichte ich aber darauf. Andere wiederum schwören auf das vorherige Einweichen. Hier also am besten selbst entscheiden. Wie oft schon erwähnt – viele Wege führen zum Ziel!

 

Ich habe einen Haufen Samen über, da ich mit der Maus ausgerutscht bin und einen 10 Jahresvorrat bestellt habe. Wie lagere ich die?

Das ist relativ simpel, am besten Licht geschützt und nicht zu warm. Dann bleiben Samen auch lange Zeit keimfähig.

 

Hilfe! Betrug! Meine bestellten Samen sind schwarz!

Schau noch mal in Teil 1 bei den Capsicum Pubescens. Die auch “Rocoto” genannten Chili haben nämlich schwarze Samen. Hast du also in deiner Bestellung mindestens eine der C. pubescens, ist alles richtig.

 

Okay – jetzt darf ich aber, oder?
Ja! Leg los, mit der Methode dir am besten und schönsten erscheint. Oder probier verschiedene!

 

 

Was kommt nach dem Keimen? Licht? Pikieren? Panik?!!?
Das schauen wir uns in Teil 3

 

Letzte Aktualisierung am 15.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Luca

Mein Name ist Luca, ich bin Jahrgang 90 und Natur begeistert seit frühster Kindheit. Nebenher bin ich auch Teilzeit-Chaot und versuche aus meinem "Trial and Error" Prinzip Erfahrungen zu gewinnen die ich weitergeben kann. Auch als Natur- und Umweltpädagoge lässt man mich manchmal auf die Menschheit los mit dem Ziel den Leuten die Natur näher zu bringen.

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